Ich brauch kein Studio

Im Grunde genügt mir ein einziger Satz: „Ob ich Sie mal fotografieren dürfte?“
Eigentlich keine Frage, eher sondern eher ein Versprechen. Und siehe da: Es funktioniert. Die meisten Frauen sagen nämlich: Ja. Und kommen zu mir nach Lichterfelde in meine kleine Küche. Ich habe oft darüber nachgedacht, warum es eigentlich so leicht ist. Ich meine, als Mann hältst du eine Kamera in der Hand und Frauen sind bereit, zu tun, was du willst. Posen für dich und zeigen sich und ihren Körper.
Ist es die Lust sich anschauen zu lassen, der Wunsch bewundert zu werden, wahrgenommen zu werden?
Für einen Moment die Einzige sein? Die Schönste, die Beste.
Dass es funktioniert, ist das Geheimnis der Fotografie. Und einer der Gründe, warum ich hinter der Kamera stehe.

Obwohl das auch wieder übertrieben ist. Ich arbeite nämlich mit einer kleinen Handkamera.

Einleitung

Manche meinen, das sei ein Trick von mir. Ich sehe damit nämlich völlig harmlos aus. Kein Profi arbeitete so. Aber so muss ich logischerweise ganz nah an meine Objekte ran.
Ich bin auch gefragt worden, wie ich meine Modelle überhaupt finde.
Als Fotograf komme ich viel herum. Hauptsächlich bin ich in der Berliner Kunstszene unterwegs und dokumentiere Ausstellungen, Besucher und Künstler.
Es ist nicht einfach Schönheit, die mich fesselt. Meistens ist es irgendein Detail. Die raubtierhafte Linie eines Wangenknochens, eine sanft gerundete Schulter. Oder es sind die Kontraste: Ein heller Blick vor einem düsteren Gemälde. Rote Lippen in einem ansonsten blassen Gesicht. Schlanke Beine in einem Hauch von Nylons an einem eiskalten Wintertag.
Ich nenne es sogar Arbeit, was wir in der Küche machen, denn zusammen suchen wir nach dem einen Moment, in dem alles stimmt.(Und das kann dauern.)
 
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