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fotografie · 2008
jan sobottka
Vorwort zum 24.1.2008
(c) Gisela Pulß
und www.catonbed.de |
Vorwort zur Geburtstagsfibel der Schule der
Neuen Prächtigkeit
vom 24. Januar 2008
Ein Vorwort kann recht angenehm sein. Möglicherweise erspart
es dem viel und oft geforderten Leser, den Rest zu lesen, möglicherweise
ist es vergnüglich, möglicherweise bietet es Lehrreiches.
Auch von den Manifesten der Schule der Neuen Prächtigkeit gibt
es bisher nur den Aufruf als – Vorwort! Immerhin folgte das
Manifest: „An die Architekten im heiligen Zorn“, das
ich nur jedem zur Lektüre empfehlen kann. Vier Berliner Künstler
machten in diesen Texten – und nicht nur in diesen –
ihrem Unmut über einige Tendenzen des damaligen Zeitgeistes
Luft. Sie gründeten die Schule der Neuen Prächtigkeit.
35 Jahre ist das her – und der Zeitgeist erfüllt uns
natürlich weiterhin mit erheblichem Unmut. Weitere Manifeste
würden dringend benötigt. Die Gründung einer Gesellschaft
zur Rettung der regelgerechten Anwendung des Apostroph käme
durchaus zu pass - aber: die Schule der Neuen Prächtigkeit
ist nun einmal im wesentlichen ein Gedankenkonstrukt gewesen, ein
durchaus tiefsinniges, aber auch listiges – und die vier Maler
hatten vor allem ihrer eigentlichen Bestimmung zu folgen, zu malen.
Und deshalb malten sie, unterwiesen angehende Künstler im Malen
und – malen bis zum heutigen Tage weiter. Unser geliebter
und geschätzter Freund Manfred Bluth jedoch musste den Pinsel
aus der Hand legen. Dass sie – Bluth, Grützke, Koeppel,
Ziegler - in einer Epoche, in der der Kunstbegriff sich drastisch
veränderte und vieles zur Kunst erhoben wurde, von dem zumindest
die Herstellung ganz offensichtlich keine große Kunst sein
konnte, mit viel Ironie und heiligem Ernst und völlig undogmatisch
daran erinnerten, dass trotz der vielfach eingeforderten Aufgabe
der Kunst, Gesellschaft und Zeitgenossen kritisch mit ihrer Zeit
zu konfrontieren, doch auch der ästhetische Genuss ein Herzensbedürfnis
ist sowie handwerkliches Können, Leichtigkeit, Heiterkeit,
Vergnügen
u n d Ernsthaftigkeit …. das danken wir ihnen.
... auch heute noch, nach 35 Jahren !
Berlin, zum 24. Januar 2008 - Gisela Pulß, Leiterin
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