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Klaus Honnef: Lieber Romen Banerjee
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Ihren Text habe ich aufmerksam durchgelesen. Was Sie
schreiben trifft zu und trifft überhaupt nicht
zu. Schon die erste Kunst-Messe überhaupt, die
Kölner, zeichnete sich nicht durch Demokratie,
sondern durch die Entscheidungen des Vereins der "progressiven
Kunsthändler" aus, wen sie in ihren Club
aufnehmen wollten, wen nicht. Wobei ich nicht einmal
weiß, ob sich die Mitglieder des Vereins als
Kunsthändler bezeichneten. Ihre Maßstäbe
entwickelten sie aus den Werken, die sich in der Kunst
noch nicht etabliert hatten. New York hatte Paris
als Orientierungsposition schon abgelöst. Ihre
Entscheidungen waren nahezu identisch mit den Ansichten
einer fortschrittlich gesonnenen Kunstkritik. Ich
war einer dieser Vertreter. Zwischen Beuys und Pop,
Informel und Farbfeld schien 1967 das Spektrum breit
genug und obendrein gemessen am damaligen Museumsstandard
herausfordernd. Ich habe mich in vielen, vielen Artikeln
darüber verbreitet, zuletzt in einem Katalog
des Aachener Ludwig-Forums „Nie wieder störungsfrei!“.
Dass Galerien immer untereinander konkurrieren, auch
wenn sie ständige und vorübergehende Allianzen
bilden, ist eine Binsenweisheit. Das gilt für
die „Kölner“, die damals noch alle
gar keine Kölner Galerien waren wie für
die Kunsthandlungen sonst wo. Da der Kölner Kunstmarkt
von Anfang an ein großer Erfolg war, regten
sich die, die nicht teilnehmen konnten, aus |
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verständlichen
Gründen auf, weil sie keinen Zugang hatten.
Jedes Jahr von neuem und in wechselnder Besetzung.
Von
Monopol war die Rede. Der Vorwurf mangelnder Demokratie,
so idiotisch er war, kursierte auch bereits. So
organisierte Ingo Kümmel als Reaktion (aus Köln!)
quer über das Land alternative Kunstmärkte, sozusagen
demokratischer organisiert, was in der Kunst immer ein falscher
Begriff ist, und vielfältiger, eher waren es Jahrmärkte.
In den Augen der „Progressiven“ galten sie in
künstlerischer Hinsicht als provinziell. Gerade das
wollten wir in Kunst(West)Deutschland aber nicht sein. Wegen
meiner dezidierten Meinungen bin ich bei vielen dieser Kunstmärkte
auf Einladung Kümmels, mit dem ich befreundet war,
als Disputant auf den unsäglichen „demokratischen“
Podien häufig aufgetreten. Als "faschistische
Sau", wahlweise „rechte Sau“ – die
Linke hatte es nie mit biologischen Kenntnissen –
war ich gern gesehener, wenn auch ebenso gern nieder geschriener
Teilnehmer. Die harte Konkurrenz für den Kölner
Kunstmarkt etablierte sich dann in Basel. Köln wurde
selber zweitrangig. Berlin war für die westdeutschen
Kunstadepten vor dem Mauerfall in künstlerischer Hinsicht
die deutsche Provinz par excellence. Später berühmte
Kunsthändler und Künstler siedelten von Berlin
ins Rheinland über. Lediglich die subkulturelle Szene
in Berlin besaß internationale Anziehungskraft; vor
allem auf die New Yorker SM-Szene, die weitgehend durch
Aids ausgerottet wurde.
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.Fortsetzung
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